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Kurzkupplung für a l l e Fahrzeuge !

Eine Kurzkupplung ist ja gut und schön - was aber macht man mit all den Fahrzeugen aus früherer Produktion, die anstelle einer Kurzkupplungskulisse und NEM-Schacht noch alte Schlitzaufnahmen haben? Ohne Kulisse würden sich nah beieinander stehenden Puffer der Waggons in jeder Kurve verhaken. Damit eine Kulisse aber in Kurven den Abstand vergrößern kann, müssen Kurzkupplungen die Waggons starr verbinden. Wenn sie selber dann (bei manchen Drehgestell-Lokomotiven) aber starr an der Lok hängen, würden sie den Waggon aus dem Gleis drücken, sobald das Drehgeestell in kurven macht. was es laut Namen auch soll: sich drehen. Loks und Wagen ohne Kulisse können eigentlich nicht kurz gekuppelt werden. Doch Für all diese Probleme gibt es - nach jahrelanger Tüftelei verschiedener TT-Begeisterter - vergleichsweise einfach zu bastelnde Lösungen. Ein manueller Umbau der Fahrzeuge ist mit wenig bastlerischem Geschick machbar. Als Werkzeug benötigt man meist nur eine Pinzette und etwas Klebstoff, Cent-Artikel aus dem Zubehörhandel - und nur selten braucht man evtl doch mal eine Minifräse (Proxon oder Dremel)

1. Schlitzaufnahme:

Ein kleiner Schlitz in der Pufferbohle - so war Jahrzehntelang bei 90 Prozent aller TT-Fahrzeuge die Kupplungsbefestigung gestaltet. Mittlerweile bietet Tillig eine Umrüstlösung. Eine moderne Kurzkupplung mit passender Halterung für den Schlitz. Die einfachste Lösung. Damit ergibt sich (wegen fehlender Kulisse) immer noch ein überhöhte Pufferabstand. Wer den vermeiden will muss eben doch eine Kulisse nachrüsten:

Arnold-Adapter

Die PeHo-Kulisse: Es war einmal ein TT-Fan, der empfand das Kupplungsproblem auch als 'letztes Manko von TT' und sah vor allem die Nachrüstbarkeit von modernen Kurzkupplungen an alten Waggons als Problem. Ein Adapter war ihm nicht gut genug. Und die von Tillig entwickelte, heute in Serie gebaute Kulisse ist eben doch vor allem für Drehgestellwaggons zu groß und als Ersatzteil im Einzelvertrieb auch ziemlich teuer. Davon abgesehen hat die heutige Standard-Kulisse doch auch einige konstruktive Probleme, (die schon im ersten Teil des Textes geschildert wurden). Der besagte TT-Begeisterte wollte etwas besseres: stabiler und mit weniger 'Spiel'. Kleiner und flexibler als z.B. die von Symoba im Zubehörhandel erhältliche Kulisse Und: Auf einfache Weise in der Höhe justierbar..... das war das Pflichtenheft: Er konstruierte solch eine Kulisse, nahm eine nicht unerhebliche Menge Geld in die Hand und ließ seine Konstruktion in Kunststoffspritzguss herstellen, Nun montiert und vertreibt er die kleine Kulisse zum durchaus attraktiven Preis von nur 1,95 Euro pro Stück. (Link ) Anekdote am Rand: Bei der Suche nach einem Hersteller für die Kunststoffspritzlinge wurde PeHo mit Tillig handelseinig. Und so hat Geschichte ein Happy-End: Die PeHo Kulisse lässt sich tatsächlich mit vergleichsweise wenig Arbeit in praktisch alle Waggons einbauen. Selbst in manchen Lokomotiven ist dafür genug Platz. Sie lässt sich wirklich sehr einfach auf saubere Höhenlage justieren -

Sonderfall: Drehgestell- und andere Lokomotiven

Als in den frühen neunziger Jahren aus BTTB Tillig geworden war, stand das Kupplungsproblem schon früh auf der Tagesordnung. Es wurde entschieden, die bestehende Standardkupplung trotz ihrer Schwächen weiter zu verwenden. Aber gleichzeitig: jedes neue oder überarbeitete Produkt mit einer Kulisse und NEM-Schacht auszustatten, so daß langfristig eine Umstellung auf Kurzkupplung möglich werden würde. Seitdem wurde auch die frühere TT-Standardkupplung mit einem NEM-Stecker ausestattet.(So konnten echte Freaks, wie in Kapitel 1 geschildert in dieser Übergangsphase auf Kurzkupplungen ausweichen, die eigentlich für die Spur N konstruiert waren.) Doch bei der Umstellung auf NEM-Schächte passierte bei Tillig offenbar ein kleiner Denkfehler, der später leider viel Kopfzerbrechen bereite:.

Es gab Modelle, bei denen für eine Kulisse doch heftige konstruktive Änderungen nötig gewesen wären. Dies galt insbesondere für Drehgestell-Lokomotiven. Die Lösung schien einfach und funktionierte mit den Standard-Kupplungen auch: der NEM-Schacht wurde einfach fest in die Drehgestelle eingeklipst. Doch dann brachte Tillig seine starre Deichseln auf den Mark- als Kurzkupplungs-Provisorium für fest gekuppelte Ganzzüge - und wenig später auch die manuell 'steckbaren', steifen, Kurzkupplungen. Manch ein Modellbahner kam auf die Idee, damit auch die Waggons an eine Drehgestell-Lokomotive zu kuppeln: Und da bemerkte man: Wenn in einer Kurve das Drehgestell ausschwenkt, dann dreht es den ganzen Kupplungskopf mit zur Seite - und wenn die Kupplung wirklich weitgehend starr ist, wenn die beiden Kupplungsköpfe untereinander nicht abknicken können, dann drückt das Drehgestell in engen Kurven oder Gegenbögen den starr angehängten Waggon aus dem Gleis

Umbau Drehgestell mit NEM-Schacht

Da eine Kurzkupplung aber nun mal weitgehend starr sein muß, um die für kurzen Pufferabstand nötigen Kulissen ansteuern zu können - sind auch viele der in den 2000er Jahren neu auf den Markt gebrachte Lokomotiven leider nicht kurzkupplungsfähig. Ein Besuch bei HO- und N- Bahnern brachte Bestätigung. Auch da ist noch lange nicht jede Lokomotive mit einer echten Kulisse ausgestattet. Auch dort ist manch NEM-Aufnahme einfach in das Drehgestell integriert - doch ist die NEM-Aufnahme immer seitlich federnd gelagert. Die Hersteller wissen schon, warum.

Doch selbst neuere Tillig-Konstruktionen haben den NEM-Schacht teilweise fest an den Drehgestellen sitzen. Das ergab lange Gesichter: Doch dann kam eine Lösung. Und zwar mit der bereits beschriebenen PeHo-Kulisse: Genauer: mit dem für sie konstruierten NEM-Schacht. Denn der wird an der Kulisse auf einen Stift aufgesteckt, enthält also ein Loch. Wenn man dort eine etwas dünnere Achse hindurchsteckt, lässt sich derPeho-NEM-Schacht sehr leicht drehbar lagern. Man muß an den Loks nur eine Achse befestigen, dahinter wenige Kubikmillimeter Platz schaffen, damit der NEM-Schacht sich rund um die Achse etwas drehen kann - und dann braucht man noch eine Feder, die den Kopf immer wieder brav in die Mitte drückt.

Ohne Knick geht es nicht !

Nun bin ich nicht so geschickt im Bearbeiten von Federstahl. Messingstreifen sind mir auf Dauer zu weich und vergessen im Lauf der Zeit doch manchmal, wo eigentlich die Mitte zu sein hat....... und da hatte ich plötzlich winzige Neodyn-Magnete in den Fingen. wenige Millimeter klein...... so entstand die hier zu sehende Lösung, die ähnlich wohl in jedem Fahrzeug machbar ist. Am wenigsten Platz herrscht dabei in den besagten Drehgestellen - aber voila: Hier ist das TT-Drehgestell mit federnd drehbarer NEM-Aufnahme.

Am Drehgestell wurde der Radsatz herausgenommen und - wie zu sehen - etwas Platz freigefäst . Dabei wurden das im Drehgestell verbliebene Getriebe mit einem kleinen Stück Stoff abgedeckt. Kunststoffspäne würden darin doch stören. Unmittelbar neben das Zahnrad des Radsatzes wurde dann einer der extrem starken Neodyn-Magnete geklebt, die man z.B. bei Ebay im Hunderterpack für wenige Euro ersteigen kann. Auf der Vorderseite des Drehgestells wurde eine Achse mit Hartkleber mittig befestigt. An der NEM-Kupplung wurde ein viertel-Bruchstück eines Magneten eingeklebt. Er ist nur wenige Kubikmillimeter klein, damit der Freiraum für die Drehbewegung nicht zu groß bemessen werden muß. Die Magnete lassen sich mit einer Kneifzange überraschend leicht zerbrechen und auch ein kleiner Magnetsplitter wird von seinem im Drehgestell vorhandenen Gegenstück noch kräftig genug angezogen. Der PeHo-Normschacht wurde an der hinteren Seite noch etwas kleiner gefeilt, dann der winzige Magnetsplitter aufgeklebt. Nachdem der Kleber ausgehärtet ist, steckt man den Schacht auf seine künftige Drehachse und clipst die Bodenplatte wieder ein. Von außen ist die Bastelei fast nicht zu sehen. Wenn der Magnetsplitter wirklich mittig hinter das Loch geklebt wurde, flutscht die Kupplungsaufnahme wunderbar präzise und leichtgängig immer wieder von der Seitenstellung in die Mitte - garantiert verschleißfrei und ohne jegliche Reibung. Nachdem der este Prototyp geschafft war, dauert das Umrüsten einer Lok (inklusive Demontage und wieder-Montage nur noch gut eine Stunde. (oder vielleicht doch eineinhalb?) Wer die Lok auf dem Foto mit dem Original vergleicht, wird feststellen, daß der NEM Schacht etwa einen mm weiter heraussteht als sein ab Werk starr eingeclipster Vorgänger.. Auch wenn damit dann doch nicht mehr wirklich kurz gekuppelt werden kann, nehme ich das in Kauf. Ohne Kulisse vermeidet der leicht erhöhte Abstand wirkungsvoll jede Gefahr einer Überpufferung. Und ich kann nun alle Fahrzeuge mit einer einheitlichen Kupplung ausrüsten. Früher hatte ich an dieser STelle auch noch eine Anleitung zum entsprechenden Umbau der alten BR86. Mit drehbarem Schacht im Vorläufer. Aber die Mühe muss sich heute eigentlich niemand mehr machen.

Serien-Lösung von PEHO

Das folgende Happy -End der Geschichte ist übrigens thypisch für die Spur TT und macht ihren besonderen Reiz aus. Peter Horn, der Hersteller der PeHo Kulisse, las diesen Artikel, rief mich an und fragte, ob er diese 'Erfindung' nachbauen dürfe. Ich hatte keine Bedenken, verzichtete auf jegliche wirtschaftliche Beteiligung. Und wenige Monate später halte ich das professionell konstruierte Serienprodukt in den Händen, das genau die hier beschriebene Lösung für eine Vielzahl von Lokomotiven zu einer kinderleichten Bastelei macht und wenige Cent kostet. Auf der linken Seite ist der Adapter zu sehen - und wie er in wenigen Minuten in eine E44 von Rothe eingebaut werden kann. An der Lok fehlen übrigens noch die extrem filigranen Zurüstteile. Sie ist optisch ein echter Leckerbissen, die unter dem NEM-Schacht zu sehende Schraube ist schon geschwärzt. Der NEM-Adapter ist für viele Loks tauglich, ab sofort bei Peter Horn erhältlich. Ich bin daran finanziell nicht beteiligt und auch PeHo wird sich daran keine goldene Nase verdienen. Aber die TT-Aktiven sind halt nicht nur erfinderisch, sondern auch kooperativ und unternehmerisch. Er bietet mittlerweile passende Umbausets für praktisch jede früher von BTTB oder später auch noch Tillig gebaute 'Alt-Lokomotive'

Die E04 von Rothe mit nachgerüsteter... Kurzkupplung, aber noch ohne Zurüstteile

Noch ein Wort an alle Modellbahner anderer Spurweiten. Manch einer mag nun denken: neee, bei soviel Problemen rund um die Kupplung ist die Spur TT ja wohl doch nicht das Wahre. Dem halte ich entgegen: Schaut Euch mal in der HO-Szene um. Wie viele verschiedene Kupplungen gibt es dort ? Wie unterschiedlich sind deren Eigenschaften? Wie kompatibel sind die Systeme? Wie einfach ist der Nachrüstung alter Modelle aus dem 'letzten Jahrhundert'? Auch in HO- (und erst Recht in N-) Foren wird immer wieder über die jeweilige Kupplung geschimpft, werden vor und Nachteile abgewogen. Und wie heiß es so schön, wer zuletzt (kurz-) kuppelt, kuppelt am besten :-)

Und hier noch ein Bild der E04 von Rothe mit nachgerüsteter Kurzkupplung... aber noch ohne die extrem filigranen Zurüstteile.